Ist die duale Ausbildung nach der Corona-Pandemie noch zukunftsfähig?
Mit dieser Frage beschäftigten sich Experten und Wissenschaftler Ende Juni 2021 auf der 3. Sozialkonferenz Ruhr.
Hintergrund ist der starke Rückgang von jungen Menschen, die sich für eine duale Ausbildung in einem der vielen interessanten und vielfältigen Ausbildungsberufe interessieren. Der Ausbildungsweg über die Schule scheint weitaus interessanter und das Abitur mit anschließendem Studium stehen nach wie vor häufig an erster Stelle.
Dabei ist die duale Berufsausbildung für viele junge Menschen ein idealer und erfolgreicher Start in das Berufsleben. Über diesen Weg lassen sich verschiedene Ziele erreichen - eine abgeschlossene Ausbildung, höhere Schulabschlüsse und ein Studium. Die Weiterqualifizierung zum Meister beinhaltet den „Bachelor professional“-Abschluss - und das unter Umständen ganz ohne Abitur.
Mit jährlich knapp 40.000 jungen Menschen, die in der Metropole Ruhr durch die duale Ausbildung den Einstieg in eine qualifizierte berufliche Tätigkeit finden, wird eine gute Grundlage für die Entwicklung und Wirtschaft in der Region geschaffen.
Verstärkt durch die Pandemiesituation ist hier jedoch ein Abwärtstrend zu verzeichnen. Die Möglichkeiten zu Berufsorientierung sind für viele junge Menschen entfallen und eine intensive Betreuung auf dem Berufsorientierungsweg fehlt. Perspektiven und Alternativen sind rar und werden nur am Rande angeboten.
So wurden im Jahr 2020 in der Metropole Ruhr rund 4.300 Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen als noch im Vorjahr. Besonders die Gastronomie und körpernahen Dienstleistungen sind stark vom Rückgang von Ausbildungsverträgen betroffen.
Anders sieht es in der Baubranche aus, in der im Jahr 2020 weitaus höhere Ausbildungszahlen registriert wurden. Und dieser Trend scheint sich fortzusetzen – denn, gebaut wird immer. Über das gesamte Handwerk hinweg möchten viele Betriebe auch in diesem Jahr ausbilden und den künftigen Fachkräftebedarf sichern. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) suchen oft zum weiteren Fortbestand Nachwuchs oder gar Nachfolger.
Die Politik hat das Problem erkannt und setzt nicht nur auf die klassische Berufsberatung. Es wurden viele Förderprogramme ins Leben gerufen, die allen Beteiligten eine aktive Hilfestellung geben. Angefangen vom Ausbildungsbetrieb, der finanziell unterstützt wird bis hin zum potenziellen Auszubildenden, der eine praxisnahe Berufsorientierung erhält, sodass er zielgerichtet und erfolgreich seinen beruflichen Weg planen kann.
Einen besonderen Anreiz bietet zum Beispiel das von der Bundesregierung geschaffene Förderprogramm „Ausbildungsplätze sichern“, bei der jeder Betrieb für einen besetzen Ausbildungsplatz eine Prämie von 4.000 Euro erhalten kann.
Die Bildungszentren des Baugewerbes e. V. (BZB) bringen sich beim Thema Berufsorientierung und Hilfestellung bei der Kompensation des Nachwuchsmangels schon viele Jahre aktiv ein und sind erfolgreich tätig. Ob für junge Menschen, die sich auf dem Berufsorientierungsweg befinden bzw. sich schon für eine Ausbildung im Bauhandwerk entschlossen haben, aber noch einen Ausbildungsplatz benötigen oder für Betriebe, die Nachwuchs und Fachkräfte suchen.
Jungen Menschen wird auf dem Berufsorientierungsweg eine aktive und praktische Berufsorientierung angeboten - von (digitalen) Berufsorientierungsbörsen, über Praktika in Betrieben oder in den BZB, bis hin zu dem bekannten Baujobcasting. Natürlich wird auch eine einfache, aber ganz individuelle und persönliche Beratung angeboten.
Betriebe erhalten aktive Unterstützung bei der Suche nach passgenauen Auszubildenden bzw. Fachkräften.
Über die nachfolgenden Links gelangen Sie zu Ihren Ansprechpartnern, die Ihnen weitere Auskünfte geben können. Sprechen Sie uns an – wir unterstützen Sie.
Nachwuchsgewinnung Passgenaue Besetzung
Das Fazit der Sozialkonferenz Ruhr:
Ja, die „Duale Ausbildung“ hat Zukunft. Sie hat nicht nur Zukunft – die „Duale Ausbildung“ muss weiterhin Bestand haben.
Viele attraktive Wege wurden eingeschlagen – besonders jetzt in den Zeiten der Pandemie. Ziel muss es weiterhin sein, allen Beteiligten die „Duale Ausbildung“ näherzubringen und interessant zu machen. Erste Erfolge sind bereits zu verzeichnen, da die Ausbildungszahlen im Bauhandwerk 2020 eine positive Entwicklung nehmen.
Und wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, wir sind auf gut ausgebildeten Nachwuchs, der seinen Weg über die „Duale Ausbildung“ gemacht hat, angewiesen. Oder können Sie Ihr Dach selbst reparieren und Ihre Haare selbst so gut stylen wie der Frisör. Die Coronazeit hat es gezeigt - nein, wir können vieles nicht und sind auch zukünftig auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen!
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