02. Dez. 2020

Der Nagel – Eine Anekdote zum Jahresende

(Verfasser unbekannt) Mit welchem Aufwand befestigt die Wirt­schaft 1960 und 2018 ein Haus­nummern­schild? Ein Bau­herr äußert den Wunsch, ein Haus­nummern­schild an einen Holz­pfahl zu nageln. 1960: Ein Bau­arbeiter nagelt das Schild an, bedankt sich für eine dafür erhaltene Flasche Bier und geht. Dauer: 20 Sekunden. 1970: Bau­arbeiter geht zu Polier. Der gestattet das Einschlagen des Nagels und nimmt wohl­wollend die Flasche Bier und eine Leber­kässemmel in Empfang. Dauer: 20 Minuten.

Von einem unbekannten Verfasser.

Mit welchem Aufwand befestigt die Wirtschaft 1960 und 2018 ein Hausnummernschild?

Ein Bauherr äußert den Wunsch, ein Hausnummernschild an einen Holzpfahl zu nageln.

1960:
Ein Bauarbeiter nagelt das Schild an, bedankt sich für eine dafür erhaltene Flasche Bier und geht. Dauer: 20 Sekunden.

1970:
Bauarbeiter geht zu Polier. Der gestattet das Einschlagen des Nagels und nimmt wohlwollend die Flasche Bier und eine Leberkässemmel in Empfang. Dauer: 20 Minuten.

1980:
Bauarbeiter geht zu Polier; der zum Bauleiter. Dieser bespricht die Problematik mit dem Bauherrn bei einem Mittagessen, das der Bauherr bezahlt. Dafür verrechnet er dem Bauherrn nur eine Regiestunde sowie eine Schachtel Nägel. Dauer: 2 Stunden.

1990:
Bauleiter holt (nach dem Mittagessen) drei Offerten bei Subunternehmern ein. Vergibt den Auftrag an den Billigstbieter, schlägt 3 % Generalunternehmerzuschlag auf und legt dem Bauherrn eine Rechnung + 14 % Mwst. Dauer: 2 Wochen.

2000:
Bauleiter informiert Firmenchef. Dieser holt fünf Angebote bei Einmanngesellschaften ein. Den Zuschlag bekommt der Billigste, verrechnet wird der Teuerste plus 7 % Generalunternehmerzuschlag. Dauer: 2 Monate.

2018:
Gleiche Prozedur wie 2000, jedoch zusätzlich: Behördenbescheid, in dem ein statischer Nachweis verlangt wird sowie die Zustimmung des Architekturbeirates. Parallel dazu läuft eine Umweltverträglichkeitsprüfung an. Der Arbeitsvorgang wird in den Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan der Baustelle eingearbeitet. Sicherheitsfachkräfte werden tätig. Der Hammer wird CE- zertifiziert, der Nagel aus einer Liste EU- zugelassener Befestigungsmittel ausgewählt. Der Arbeiter wird akademisch unterwiesen, wie der Nagel einzubringen ist. Er muss jedoch vorher noch zum Arbeitsmediziner, der seine geistige und körperliche Eignung für die Tätigkeit “Nagel einschlagen” attestiert. Wenn alles gut geht, die Umweltverträglichkeitsprüfung positiv ausgeht und die Bedenken des Architekturbeirates abgeschmettert werden können, darf der Nagel eingeschlagen werden. Ein Ziviltechniker beobachtet mit Argusaugen den ordnungsgemäßen Vorgang und siegelt das Abnahmeprotokoll. Nagelstatik und Abnahmeprotokoll fließen in die “Unterlage für spätere Arbeiten” ein. Der Generalunternehmerzuschlag wird auf 30 % nachjustiert. Das Datenblatt des Nagels, der Nachtrag des Planungsbüros werden dann mit den aktualisierten Revisionszeichnungen im Anlagebuch abgelegt. Dauer: 2 Jahre.

2028 wie 2018, nur findet man keinen Handwerker mehr, weil die auf den ganzen Sch… keinen Bock mehr haben…

Foto © Michael Schwarzenberger - Pixabay

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Thomas Murauer Geschäftsführer