30. Jan. 2025
Sehen, anfassen, ausprobieren – das ist das Motto des Innovationsparcours. Auch wenn der Innovationsparcours auf Messen zu sehen ist, ist er alles andere als ein typischer statischer Messestand. Auf dem Parcours wird es agil und innovativ. Es geht darum, digitale Technologien für das Handwerk erlebbar zu machen.
Auf der BAU 2025 in München präsentierte der Innovationsparcours insgesamt neun wegweisende Technologien und Lösungen für das Handwerk. Jede der Stationen zeigte praxisnahe Ansätze, wie digitale Werkzeuge und moderne Innovationen den Arbeitsalltag erleichtern und optimieren können.
Was konnten die Besucher*innen vor Ort anschauen und testen?
1. 360°-Updates von Baustellen
Die erste Station demonstrierte den Einsatz von 360°-Kameras, die direkt an Schutzhelmen befestigt werden können. Mit dieser Technologie können Baustellen in wenigen Minuten vollständig dokumentiert werden. Der Prozess ist denkbar einfach: Ein Gang über die Baustelle reicht aus, um ein Video aufzunehmen, das anschließend in ein interaktives 360°-Modell umgewandelt wurde – vergleichbar mit Google Street View. Die Aufnahme wurde vorher gemacht und die Besuchenden konnten Mängel oder Unregelmäßigkeiten direkt in der digitalen Aufnahme markieren. Diese Anwendung ermöglicht eine effiziente Zusammenarbeit zwischen Bauleitung, Planern und Handwerkern und hilft Handwerksbetrieben dabei, den Baufortschritt zu überwachen, auf Mängel zu überprüfen und diese Informationen digital zu hinterlegen und abzurufen.
2. Virtuelle Rundgänge mit VR und AR
An der nächsten Station standen virtuelle Realitäten (VR) und erweiterte Realitäten (AR) im Fokus. Die Besucher*innen konnten erleben, wie Bauprojekte schon vor Baubeginn virtuell erkundet werden können. Mithilfe eines Tablets wurden Baupläne in interaktive 3D-Modelle verwandelt, die durch immersive Rundgänge erkundet werden konnten. Diese Technologie bot nicht nur beeindruckende Visualisierungen, sondern half auch dabei, Optimierungsmöglichkeiten zu erkennen – beispielsweise, um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren und Projekte nachhaltiger zu gestalten. Besonders spannend war eine VR-Simulation, bei der die Teilnehmer*innen über einen scheinbar schwindelerregenden Balkon gehen konnten – natürlich nur in der virtuellen Welt. Die beeindruckende Realitätsnähe hinterließ einen bleibenden Eindruck.
3. Effizientere Bauprozesse durch digitale Werkzeuge
An dieser Station drehte sich alles um die Optimierung von Bauprozessen mithilfe digitaler Werkzeuge. Besonders im Fokus standen CAD-Tools, die es ermöglichen, Dachaufstockungen präzise zu planen und die benötigten Materialien bereits im Voraus zu kalkulieren. Dies verkürzt Bauzeiten und spart Kosten. Zusätzlich wurden ökologische Aspekte beleuchtet, etwa durch die Präsentation eines Strohelements, das für den nachhaltigen Hausbau verwendet werden kann. Die Besucher*innen erfuhren, wie digitale Technologien die Zusammenarbeit zwischen Architekten, Planern und Holzbauern erleichtern und den gesamten Bauprozess effizienter gestalten.
4. Baugerätesimulator
Hier konnten die Besucher*innen selbst aktiv werden: Am Steuer eines Baumaschinensimulators testeten sie den Umgang mit Geräten wie Baggern oder Kränen. Sogar erfahrene Baggerfahrer setzten sich ans Steuer. Diese Technologie bietet enorme Vorteile für die Ausbildung in der Baubranche. Auszubildende können risikofrei und praxisnah geschult werden, ohne teure Maschinen direkt auf der Baustelle einsetzen zu müssen. Gleichzeitig lassen sich Arbeitsabläufe sicherer und effizienter gestalten. Die Station zeigte eindrucksvoll, wie innovative Trainingslösungen den Fachkräftenachwuchs fördern können.
5. IoT und Sensorik im Handwerk
Das Internet der Dinge (IoT) zeigte sich an dieser Station von seiner praktischen Seite: Sensoren ermöglichten die präzise Messung von Feuchtigkeit in Baustoffen wie Estrich und Stein – ein häufiges Problem in Gebäuden. Außerdem präsentierte die Station eine Füllstandsüberwachung für Dachrinnen, die frühzeitig auf Verstopfungen oder Überläufe hinweist. Die Daten werden auf einer digitalen Plattform gesammelt und visualisiert, wobei ein besonderer Fokus auf die Datenhoheit gelegt wird: Diese bleibt vollständig bei den Handwerksbetrieben. Die vorgestellten Anwendungen sparen Zeit, senken Kosten und verbessern die Arbeitsqualität.
6. Luftpartikelanalyse mit KI
An dieser Station wurde sichtbar gemacht, was wir normalerweise nicht sehen: Ein KI-basiertes Luftpartikelanalysegerät zeigte in Echtzeit, welche Partikel – von Schimmelsporen über Mikroplastik bis hin zu Ruß – in der Luft schweben. BesucherInnen konnten selbst Proben aus den Messehallen nehmen und die Analyseergebnisse auf einem Bildschirm verfolgen. Eine interaktive Aktion lud dazu ein, zu erraten, welche Partikel in der Luft enthalten waren, bevor die Ergebnisse präsentiert wurden. Dieses Tool bietet Handwerksbetrieben die Möglichkeit, die Luftqualität in Arbeitsumgebungen zu verbessern und so die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen.
7. Chatbot für Tischlereien
Ein kreativer Chatbot zeigte, wie digitale Assistenten Handwerksbetriebe unterstützen können. Anhand von interaktiven Visualisierungen konnten Besuche*innen Möbelstücke designen, Materialien auswählen und Anpassungen vornehmen. Der Chatbot entlastet Mitarbeitende, indem er erste Kundenanfragen beantwortet und Inspiration bietet. So bleibt mehr Zeit für die eigentliche handwerkliche Arbeit. Besonders spannend war die Möglichkeit, in Echtzeit Möbelstücke zu gestalten – vielleicht war ja sogar das ein oder andere zukünftige Lieblingsmöbelstück für die Besucher*innen dabei.
8. Malerroboter
Mit dem Malerroboter wurde gezeigt, wie sich monotone und körperlich belastende Aufgaben automatisieren lassen. Der Roboter streicht Wände in gleichmäßiger Präzision und war dabei ein beeindruckender Beweis dafür, wie moderne Technologien im Handwerk genutzt werden können, um den Fachkräftemangel abzufedern. Die Vorführung verdeutlichte, wie solche Systeme den Arbeitsalltag erleichtern und die Wettbewerbsfähigkeit sichern können.
9. Exoskelette für gesundes Arbeiten
Die letzte Station bot den Teilnehmer*innen die Möglichkeit, Exoskelette auszuprobieren. Diese „Roboteranzüge“ unterstützen Mitarbeitende bei schweren körperlichen Tätigkeiten, etwa beim Heben schwerer Lasten. Der Effekt wurde sofort spürbar, als Besucher*innen ohne und mit Exoskelett einen vollen Kasten Wasser heben mussten. Solche Technologien helfen, gesundheitliche Schäden zu vermeiden und die Arbeitskraft langfristig zu schützen – ein echter Gewinn für die Gesundheit und Produktivität.
Zusammenfassung und Ausblick
Der Innovationsparcours auf der BAU 2025 zeigte eindrucksvoll, wie Technologien das Handwerk zukunftsfähig machen können. Jede Station bot praxisnahe Einblicke und inspirierte dazu, neue Wege im Handwerk zu gehen.
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Deutschlandweiter Partner bei der Digitalisierung im Handwerk – Das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk
Das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk unterstützt Handwerksbetriebe und Handwerksorganisationen seit 2016 dabei, die Chancen digitaler Technologien, Prozesse und Geschäftsmodelle zu nutzen – kostenfrei, anbieterneutral und deutschlandweit. Es bietet praxisnahe Ratgeber und Seminare, zahlreiche interaktive Tools sowie einen Digitalisierungscheck, der zur digitalen (Weiter-) Entwicklung des eigenen Betriebs dient. Regionale Technologie-Erlebniswelten laden zum Ausprobieren ein, Experten und Expertinnen unterstützen Betriebe mit vielfältigen Innovations- und Umsetzungsformaten und stehen für Fragen bereit. Mit dem monatlichen Newsletter bleiben Handwerksbetriebe informiert.
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Das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk gehört zur Förderinitiative Mittelstand-Digital. Mit dem Mittelstand-Digital-Netzwerk unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Digitalisierung in kleinen und mittleren Unternehmen und im Handwerk.
Autor: Eva Lomme
Titelbild-Copyright: Messe München