12. Jan. 2021

PESTLE-Analyse der europäischen Bauwirtschaft

Das europäische Projekt „Blueprint for Construction“, an dem 24 Partner aus 12 Ländern teilnehmen, veröffentlichte ein Ergebnis aus dem zweiten Arbeitspaket – die sogenannte „PESTLE-Analyse“. Das Dokument zielt darauf ab, die politischen, ökonomischen, sozialen, technologischen, rechtlichen und ökologischen Faktoren der 12 Länder in Bezug auf die Baubranche darzustellen und entstand auf Grundlage nationaler Experteninterviews. Mit diesem Hintergrundwissen wird die Basis für weitere Aktivitäten des Projektes gelegt. Das Ziel: Die Entwicklung eines neuen strategischen europäischen Ansatzes für die Bauwirtschaft. Dieser soll erforderliche Qualifikationen und Kompetenzen von Beschäftigten mit zukünftigen fachlichen Anforderungen der Bauunternehmen in Einklang bringen, um somit Qualifikationslücken zu vermeiden.

Zusammenfassend gibt es einige Themen, die länderübergreifend relevant sind, bzw. zukünftig immer wichtiger werden. Die wichtigsten Erkenntnisse zeigen:

Politisch: Ein sicheres politisches System und Gesetzgebungen, die Investitionen in der Baubranche ermöglichen, sind Grundvoraussetzungen für die weitere Entwicklung der Bauwirtschaft. Themen wie Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft und Energieeffizienz rücken immer mehr in den politischen Fokus, genau wie das Thema nachhaltiges Bauen. Dafür sind neue Kompetenzen erforderlich, die in Ausbildung und Weiterbildung vermittelt werden müssen. In vielen Ländern liegt es an der öffentlichen Hand, zwischen Ausbildungszentren und Betrieben Brücken zu bauen, um Qualifizierungslücken zu vermeiden.

Ökonomisch: Für den Erfolg und die Konkurrenzfähigkeit von Bauunternehmen sind viele Faktoren zuständig, darunter Effizienz, Humankapital, ausgebildete Fachkräfte, technologisches und methodologisches Knowhow. Es ist unter anderem essentiell, Beschäftigte regelmäßig weiterzubilden, um die Anforderungen des Marktes zu erfüllen und Innovationen voranzutreiben. Die Kosten für Weiterbildung sollten als Investitionskosten betrachtet werden.

Sozial: Der Fachkräftemangel lässt sich durch eine starke Verbindung des öffentlichen mit dem privaten Sektor mildern. Wichtig ist der Austausch von Marktdaten und Informationen zwischen verschiedenen Parteien, wie Unternehmen, Organisationen und Bildungssektor. Ebenso ist die kontinuierliche Investition in das „lebenslange Lernen“ von Bedeutung. Nicht nur die Art der Bildungsangebote muss sich zukünftig anpassen, auch die Nachwuchsgewinnung ist besonders entscheidend. Durch Imagekampagnen gilt es, junge Leute für die Baubranche zu begeistern. Ebenso müssen zunehmend Anstrengungen unternommen werden, um mehr weibliche Fachkräfte für die Branche zu gewinnen. Im Generellen sollte die Ausbildung flexibler gestaltet sein, um verstärkt auf aktuelle Erfordernisse und Bedarfe einzugehen. Die fortlaufende Qualifizierung von Ausbildern, insbesondere in technischer Hinsicht, spielt in diesem Zusammenhang ebenfalls eine wichtige Rolle.

Technologisch: Digitalisierung und Automatisierung sind entscheidende Komponenten der modernen Bauwirtschaft. Cloudbasierte Lösungen ermöglichen die Kommunikation und Zugriff auf Informationen und Dokumente von jedem internetfähigen Smart Device. Dies ist u.a. die Basis für die BIM-Methode. Öffentliche Förderungen sind dabei für die Entwicklung und Implementierung von innovativen Technologien und Knowhow relevant. Die Einführung von BIM wird jedoch besonders für KMUs aus Kostengründen eine große Herausforderung. Zudem müssen Beschäftigte am Bau digitale Kompetenzen erlangen, um die Technologien bedienen zu können. Neue Berufsbilder wie Robotikingenieur oder Drohnenpilot können / werden entstehen. Neue Technologien werden zudem die Ausbildung / Weiterbildung verändern, z. B. durch Virtual Reality-Training. Auch der Umgang mit neuen Baumaterialien wird auf der Agenda stehen.

Rechtlich: Rechtliche Vorgaben in den Bereichen Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft könnten die Innovation in der Baubranche vorantreiben. Änderungen des legislativen Rahmens sollten jedoch mit Vorsicht vorgenommen werden, um die baulichen Aktivitäten nicht zu behindern. Energieeffizienz als auch Kreislaufwirtschaft könnten durch die Optimierung öffentlicher Gebäude sowie die Anpassung von Auftragsvergabeverfahren vorangetrieben werden.

Ökologisch: Viele Faktoren sind miteinander verbunden, wenn es um eine ganzheitliche nachhaltige Entwicklung geht. Die Nutzung von Rohmaterialien, Recycling, Kreislaufwirtschaft gehen Hand in Hand. Weitere Themen, die zukünftig noch mehr an Relevanz gewinnen, sind effizientes Wassermanagement, digitale Plattformen für das Recycling oder standardisierte Vorgaben im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Fest steht, dass bereits in der Ausbildung die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft viel stärker im Vordergrund stehen müssen, um Beschäftigten Wissen zu vermitteln und die Nachhaltigkeit im Bauwesen so voranzutreiben.

Die vollständige PESTLE-Analyse steht in englischer Sprache hier zum Download bereit.

Bei Fragen wenden Sie sich gerne an: Frank Bertelmann-Angenendt und Angela Friesen

Foto © MichaelGaida / Pixabay

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Frank Bertelmann-Angenendt Projektmanager
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