19. Nov. 2024
Die SOKA-BAU veröffentlichte die Ausbildungszahlen für das Lehrjahr 2024 mit ernüchternden Ergebnissen: Bundesweit ist ein Rückgang der Auszubildenden um nahezu 5 % zu verzeichnen. Besonders betroffen sind die klassischen Baugewerke – es gibt jedoch auch Lichtblicke.
Rückgang in vielen Bereichen – Maurer*innen und Trockenbaumonteur*innen besonders betroffen
Die Ausbildungszahlen für Maurer*innen sind im zweiten Jahr in Folge massiv eingebrochen – mit einem Rückgang von über 20 % im Vergleich zum Vorjahr. Noch einschneidender ist die Situation bei Trockenbaumonteur*innen: Hier haben sich die Zahlen bundesweit mehr als halbiert. Auch bei Fliesenleger*innen und Stuckateur*innen zeigen sich deutliche Rückgänge. Diese Entwicklungen spiegeln die angespannte Auftragslage wider, insbesondere im Wohnungs- und Gewerbebau, der nahezu zum Stillstand gekommen ist.
Zimmerer / Zimmerinnen und Dachdecker*innen trotzen dem Trend
Ein erfreuliches Bild zeigt sich bei den Zimmerinnen und Zimmerern. Sie erleben weiterhin einen regelrechten Boom und führen zum zweiten Mal in Folge die Ausbildungsstatistiken an. Der Trend zum nachhaltigen Bauen mit Holz dürfte hierfür ausschlaggebend sein. Holz wird zunehmend als klimafreundlicher Baustoff wahrgenommen, was auch bei jungen Menschen Anklang findet.
Auch die Dachdecker*innen können konstante Ausbildungszahlen vorweisen. Energetische Sanierung der Dächer und die Montage von Photovoltaikanlagen sind bei den Kunden gefragt.
Ebenso verhält es sich im Straßen- und Tiefbau, der seit Jahren stabile Ausbildungszahlen aufweist – auch wenn unklar bleibt, ob dies angesichts klammer öffentlicher Kassen weiter in die öffentliche Infrastruktur investiert werden kann und es auf Dauer so bleibt.
Nachwuchsmangel trotz Ausbildungsbereitschaft der Betriebe
Trotz der rückläufigen Ausbildungszahlen bleibt die Bereitschaft zur Ausbildung bei den Betrieben hoch: Auf eine*n Bewerber*in kommen im Hochbau mehr als zwei und im Tiefbau sogar drei unbesetzte Ausbildungsstellen. Dies zeigt, dass der eigentliche Engpass nicht bei den Betrieben, sondern bei den Bewerbern und Bewerberinnen liegt. „Die Bauwirtschaft hat ein Imageproblem und wird von jungen Menschen nicht als attraktive Zukunftsbranche wahrgenommen“, resümiert Markus Crone, BZB-Ausbildungsleiter.
Herausforderungen für Berufsschulen und Ausbildungszentren
Die rückläufigen Lehrlingszahlen haben auch Folgen für die Ausbildung selbst. Berufsschulen müssen zunehmend kleine Klassen zusammenlegen oder Fachklassen auflösen. Dies führt für Auszubildende zu längeren Wegen oder notwendigen Übernachtungen, da die nächste spezialisierte Berufsschule weit entfernt liegt. Überbetriebliche Ausbildungszentren stehen vor ähnlichen Problemen: Kleingruppen können aus Kostengründen nicht mehr aufrechterhalten werden.
Diese Entwicklungen gefährden die Qualität der Ausbildung und stellen alle Beteiligten – Betriebe, Berufsschulen und Ausbildungszentren – vor große Herausforderungen.
Die langfristige Perspektive: Ein dramatischer Rückgang
Die Zahl der Auszubildenden in der Bauwirtschaft liegt Ende 2024 bei knapp über 36.000 – ein Rückgang von über 60 % im Vergleich zu 1995. „Diese Entwicklung ist besorgniserregend, insbesondere vor dem Hintergrund einer Bauwirtschaft, die nach Überwindung der aktuellen Konjunkturkrise dringend Fachkräfte benötigt“, schlussfolgert Crone weiter.
Gemeinsame Anstrengungen erforderlich
Um das duale Ausbildungssystem zu stärken, braucht es gemeinsame Anstrengungen von Innungen, Verbänden, Gewerkschaften, Handwerkskammern und Politik. Nur durch gezielte Maßnahmen zur Nachwuchsförderung einerseits und zur Sicherung der regionalen Ausbildungssysteme andererseits kann sichergestellt werden, dass Fachkräfte ausgebildet und die Bauwirtschaft auch in Zukunft leistungsfähig bleibt. Denn: Wer wird bauen, wenn die Fachkräfte fehlen? Und wer bildet in Zukunft aus, wenn es keine Gesellinnen und Gesellen und dann auch weniger Meister*innen und Unternehmer*innen gibt?
Die Krise zeigt: Die Zeit zu handeln ist jetzt – für die Zukunft der Bauwirtschaft und die Sicherung der Infrastruktur unseres Landes.
Autor: Markus Crone
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